Bolle Jos: Niederländischer Drogenbaron in Afrika gesichtet
| letzte Änderung 27.01.2025 10:25 | von Redaktion
Hinweis der Redaktion: neue Informationen unten im Artikel
DEN HAAG · Die niederländischen Behörden haben bestätigt, dass Jos Leijdekkers, besser bekannt als Bolle Jos, sich in Sierra Leone aufhält. Ein von den Medien Follow the Money und AD veröffentlichter Bericht zeigt den flüchtigen Drogenbaron in unmittelbarer Nähe des sierra-leonischen Präsidenten Julius Maada Bio. Offizielle Video- und Fotoaufnahmen belegen die präsente Anwesenheit Leijdekkers’ während einer Neujahrsmesse in Tihun, dem Geburtsort des Präsidenten. Diese Entwicklungen werfen ernsthafte Fragen über diplomatische Verwicklungen und die Einflussnahme auf hochrangige Funktionäre in dem westafrikanischen Land auf.
Bolle Jos, der seit drei Jahren zu den meistgesuchten Verbrechern der Niederlande zählt, wird mit groß angelegten Kokaintransporten und organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht. Bereits 2024 wurde er in Abwesenheit zu 24 Jahren Haft verurteilt. Die aktuellen Enthüllungen durch das Algemeen Dagblad (AD) und Follow the Money (FTM) verdeutlichen, wie vernetzt und global agierend Leijdekkers’ Organisation operiert.
Die Neujahrsmesse in Tihun: Einblicke in eine schockierende Präsenz
Am 1. Januar dieses Jahres sorgte eine Neujahrsmesse in der St.-Joseph-Kirche in Tihun, Sierra Leone, für weltweites Aufsehen. Während Präsident Bio gemeinsam mit seiner Frau in der ersten Reihe Platz nahm, saß nur wenige Bänke dahinter ein westlich wirkender Mann mit markanter Erscheinung. Schnell wurde klar: Es handelte sich um Jos Leijdekkers, der scheinbar völlig unbehelligt in dem kleinen Dorf verweilte. Auf offiziellen Videoaufnahmen, die von der First Lady über soziale Medien verbreitet wurden, ist Leijdekkers klar zu erkennen.
Die Opposition in Sierra Leone erhebt schwere Vorwürfe gegen die Regierung. Mohamed Kamarainba Mansaray, ein prominenter Kritiker des Präsidenten, berichtet, dass Leijdekkers in engem Kontakt zur Familie Bio steht und hochrangige Beamte mit teuren Geschenken besticht. Diese Informationen werfen ein Schlaglicht auf die möglichen diplomatischen Herausforderungen, mit denen die niederländischen Behörden bei einem Auslieferungsversuch konfrontiert sind.
Sierra Leone: Ein neuer Knotenpunkt im Kokainhandel
Westafrika, insbesondere Sierra Leone, hat sich in den letzten Jahren zu einer strategischen Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel entwickelt. Container mit Kokain aus Südamerika werden hier umgeladen, bevor sie nach Europa transportiert werden. Laut dem AD wurden allein im Jahr 2023 mehrere Tonnen Kokain in Belgien und den Niederlanden beschlagnahmt, die aus Sierra Leone stammten und direkt mit Leijdekkers in Verbindung stehen sollen. Experten wie Jan Janse von der niederländischen Zeehavenpolitie betonen, dass kriminelle Netzwerke zunehmend alternative Routen nutzen, um die strengen Kontrollen in Rotterdam und Antwerpen zu umgehen.
Diese Entwicklung zeigt, wie tief verwurzelt und international verzweigt Leijdekkers’ Organisation ist. Die finanziellen Dimensionen sind enorm: Schätzungen zufolge setzt der Drogenbaron monatlich bis zu 170 Millionen Euro um. Diese Gelder fließen in Luxusimmobilien, teure Fahrzeuge und die Bestechung einflussreicher Personen.
Herausforderungen für die Strafverfolgung
Die niederländischen Behörden bestätigten, dass sie seit mindestens sechs Monaten sicher wissen, dass Leijdekkers in Sierra Leone lebt. Dennoch bleibt die Festnahme des Drogenbarons schwierig. Es existiert kein Auslieferungsabkommen zwischen den Niederlanden und Sierra Leone, und eine niederländische Botschaft gibt es in dem westafrikanischen Land nicht. Die diplomatischen und juristischen Hürden sind daher enorm.
Darüber hinaus werfen die engen Verbindungen zwischen Leijdekkers und der politischen Elite Sierra Leones weitere Fragen auf. Laut Medienberichten genießt er Zugang zu höchsten Regierungskreisen und pflegt offenbar eine Beziehung zur Tochter des Präsidenten. Dies erschwert nicht nur die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, sondern könnte auch zu einer diplomatischen Krise zwischen beiden Ländern führen.
Westafrika als Zukunftsmarkt der organisierten Kriminalität
Die Verlagerung des Drogenhandels nach Westafrika ist ein deutliches Zeichen für den anhaltenden Druck, dem Schmuggelrouten in Europa ausgesetzt sind. Interpol und die Vereinten Nationen warnen seit Jahren vor der zunehmenden Bedeutung westafrikanischer Staaten als Umschlagplätze für Kokain und andere Drogen. Die politische Instabilität und schwache staatliche Strukturen machen diese Region zu einem idealen Standort für kriminelle Netzwerke.
Sierra Leone steht hierbei exemplarisch für die Herausforderungen, die solche Entwicklungen mit sich bringen. Während die Regierung offiziell den Kampf gegen Drogenmissbrauch propagiert, weisen zahlreiche Berichte auf eine Verwicklung hoher Regierungsbeamter in den Drogenhandel hin. So sorgte zuletzt der Fund von sieben Koffern voller Kokain in einem Fahrzeug der sierra-leonischen Botschaft in Guinea für Schlagzeilen.
Die Enthüllungen über Bolle Jos werfen ein scharfes Licht auf die globalen Herausforderungen der Drogenbekämpfung. Sein Aufenthalt in Sierra Leone zeigt, wie schwer es ist, international agierende Kriminelle zu fassen, wenn diese enge Verbindungen zu politischen Eliten haben. Die niederländischen Behörden stehen vor der schwierigen Aufgabe, trotz fehlender diplomatischer Mittel eine Auslieferung zu erreichen. Gleichzeitig offenbart der Fall die strukturellen Schwächen, die westafrikanische Staaten zu einem Zentrum der internationalen Kriminalität machen.
Weitere Informationen
- Politie: Fahndung nach Jos Leijdekkers
- EU Most Wanted List
- AD: Bolle Jos, Nederlands meestgezochte crimineel, houdt zich schuil in Sierra Leone
- Follow the Money: Drugsbaron Bolle Jos zij aan zij met de president van Sierra Leone
Fahndungsaufruf: Jos Leijdekkers alias „Bolle Jos“
Die niederländische Polizei fahndet weiterhin nach Jos Leijdekkers (geb. 01.07.1991), auch bekannt als „Bolle Jos“, einem der meistgesuchten Verbrecher Europas. Leijdekkers wird mit groß angelegtem Drogenhandel, Geldwäsche und schweren Gewalttaten in Verbindung gebracht. Für entscheidende Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, wurde eine Belohnung von 200.000 Euro ausgesetzt.
Hintergrund der Fahndung
- Verbrechen: Verurteilt zu 24 Jahren Haft (Stand 25. Juni 2024) wegen der Organisation von sechs Kokaintransporten (insgesamt 7.000 kg), einer bewaffneten Überfallaktion und der Anordnung einer geplanten Tötung.
- Zusätzliche Ermittlungen: Leijdekkers wird verdächtigt, in die Verschwinden und mutmaßliche Ermordung von Naima Jillal (seit Oktober 2019 vermisst) verwickelt zu sein.
- Rolle in der Kriminalität: Führende Figur in der internationalen Kokainmafia; monatliche Umsätze von geschätzten 70-170 Millionen Euro.
Aktueller Aufenthaltsort
Leijdekkers hat keinen festen Wohnsitz und hält sich vermutlich seit längerer Zeit im Ausland auf. Hinweise deuten darauf hin, dass er in Sierra Leone untertaucht. Es existieren Aufnahmen, die ihn in unmittelbarer Nähe der politischen Elite des Landes zeigen.
Warnung
Leijdekkers gilt als gefährlich. Bitte nähern Sie sich nicht der gesuchten Person. Jede direkte Kontaktaufnahme ist zu vermeiden.
Kontakt
Falls Sie Informationen zu seinem Aufenthaltsort haben oder Leijdekkers gesehen haben, melden Sie sich bitte umgehend bei der Polizei.
- Telefon/SMS/WhatsApp: +31 6 38 88 44 93
- E-Mail: tips-jos@politie.nl
- Online-Tippformular: Über die Webseite der niederländischen Polizei.
Alle Hinweise werden streng vertraulich behandelt.
Updates
27.01.2027, 10:20 Uhr: Neue Aufnahmen
Eine neue Videoaufnahme zeigt Jos Leijdekkers, alias Bolle Jos, in einer Diskothek in Freetown, Sierra Leone, in der Neujahrsnacht 2022/2023, schriebt das AD heute. Der Clip, der von Mohamed K. Mansaray, einem Oppositionspolitiker, auf Facebook veröffentlicht wurde, zeigt eine Auseinandersetzung, bei der ein Leibwächter einen libanesischen Mann anschießen soll. Oppositionsquellen behaupten, dass dieser Leibwächter für Leijdekkers arbeitet und dieser mit gefälschten Papieren ins Land gelangt ist. Die Veröffentlichung hat landesweit für Aufruhr gesorgt und wird nun von den niederländischen und sierra-leonischen Behörden untersucht. Das Informationsministerium von Sierra Leone kündigte an, eng mit den niederländischen Behörden zusammenzuarbeiten, um die Vorwürfe zu klären.
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