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Verkehrssünder zahlen ab heute deutlich mehr: Handy am Steuer kostet 420 Euro

Hinweis: Streckenkontrolle | Quelle: Holland.guide

NIEDERLANDE · Ab dem heutigen Tag müssen Verkehrsteilnehmer in den Niederlanden für Verkehrsdelikte tiefer in die Tasche greifen. Die Regierung hat die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen und andere Verkehrsverstöße durchschnittlich um etwa 10 Prozent angehoben. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Staatskasse aufzubessern, dürfte jedoch laut Experten wenig Einfluss auf das Fahrverhalten haben.

Mit dem heutigen Tag tritt die von der niederländischen Regierung beschlossene Erhöhung der Verkehrsstrafen in Kraft. Insbesondere die Bußgelder für das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit steigen im Durchschnitt um etwa 10 Prozent. Auch die Strafen für andere Vergehen im Straßenverkehr, wie das Halten des Mobiltelefons während der Fahrt, wurden deutlich angehoben.

Die Anpassung der Bußgelder setzt sich zusammen aus einer jährlichen Inflationsanpassung von 5,7 Prozent und einem zusätzlichen Aufschlag, der zur Deckung des Haushaltsdefizits beitragen soll. So resultiert beispielsweise das Halten eines Mobiltelefons am Steuer in einem Bußgeld von 420 Euro.

Diese Erhöhung stieß bereits im Vorfeld auf Kritik von Mitgliedern des Parlaments und dem öffentlichen Ministerium, die argumentieren, dass die Höhe der Strafen nicht in einem angemessenen Verhältnis zur Schwere der Vergehen steht. Trotz dieser Bedenken bleibt die Regierung bei ihrer Entscheidung, die Bußgelder zu erhöhen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen und gleichzeitig die Staatskassen zu stärken.

Experten wie der Verkehrspsychologe Gerard Tertoolen kritisieren jedoch, dass solche Maßnahmen wenig zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen und eher das Bild des Staates als "Melkkühe" unter den Autofahrern verstärken könnten, ist bei RTL Nieuws zu lesen. Die Stiftung für wissenschaftliche Forschung im Bereich der Verkehrssicherheit (SWOV) betont, dass eine Erhöhung der subjektiv wahrgenommenen Entdeckungswahrscheinlichkeit effektiver wäre, um das Fahrverhalten positiv zu beeinflussen.

Eine Auswahl der neuen Bußgelder

Verstoß Neue Bußgeld 2024 Altes Bußgeld 2023 Steigerung in %
10 km/h zu schnell mit dem Auto auf der Autobahn €79 €72 9,7%
20 km/h zu schnell mit dem Auto auf der Autobahn €216 €196 10,2%
30 km/h zu schnell mit dem Auto auf der Autobahn €368 €334 10,2%
Unnötiges Linksbleiben auf der Autobahn €270 €240 12,5%
Rechts überholen auf der Autobahn €300 €280 7,14%
Rotlichtverstoß mit Auto oder Motorrad €300 €280 7,14%
Handynutzung im Auto €420 €380 10,5%
Kein Vorder- und/oder Rücklicht am Fahrrad €70 €60 16,6%
Ohne Gurt fahren €180 €160 12,5%
Ohne Genehmigung auf einem Behinderten­parkplatz parken €490 €350 40%
Unnötiges Fahren auf dem Standstreifen €450 €420 7,14%
Zu viel Lärm (Auspuff) €360 €320 12,5%
Kennzeichen nicht lesbar €300 €160 87,5%

Tabelle 1: Vergleich einiger Bußgelder in den Niederlanden, Quelle: Openbaar Ministerie
Die genannten Beträge sind exklusive 9 Euro Verwaltungskosten.

100 zwischen 6 und 19 Uhr, 120 zwischen 19 und 6 Uhr | Quelle: Holland.guide

Die Höchstgeschwindigkeit auf niederländischen Straßen

In den Niederlanden gelten auf Autobahnen und Schnellstraßen verschiedene Höchstgeschwindigkeiten, die auch von der Tageszeit abhängen können.

Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen (A- und E-Straßen) tagsüber

Zwischen 6:00 und 19:00 Uhr beträgt die Höchstgeschwindigkeit auf niederländischen Autobahnen 100 km/h. Wenn die temporäre Zusatzspur für den Berufsverkehr (Spitsstrook) geöffnet ist, gilt eine angepasste Höchstgeschwindigkeit von 80 oder 100 km/h.

Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen (A- und E-Straßen) nachts

In den Abend- und Nachtstunden zwischen 19:00 und 6:00 Uhr ist eine Höchstgeschwindigkeit von 100, 120 oder 130 km/h erlaubt. Die zulässige Geschwindigkeit wird durch Verkehrsschilder entlang der Straße angezeigt.

Seit März 2020 gilt eine neue Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h als Teil eines Maßnahmenpakets zur Reduzierung des Stickstoffniederschlags in der Natur in bestimmten Gebieten.

Höchstgeschwindigkeit auf Schnellstraßen (N-Straßen, ähnlich den Bundesstraßen)

Auf Schnellstraßen beträgt die Höchstgeschwindigkeit 80 oder 100 km/h. Eine Schnellstraße ist durch ein blaues Schild mit einem Auto gekennzeichnet. Eine N-Straße, auf der 100 km/h gefahren werden darf, ist an einer doppelten durchgezogenen Linie mit grüner Füllung zu erkennen.

Wie erkenne ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit?

Verkehrsschilder entlang oder über der Straße zeigen die Höchstgeschwindigkeit an. Viele Schilder haben ein sogenanntes Zeitfenster, das angibt, welche Geschwindigkeit zu welchen Stunden gilt.

Zum Beispiel bedeutet ein Limit von 100 km/h mit dem darunterliegenden Zeitfenster von 6:00 bis 19:00 Uhr, dass während dieser Zeit 100 km/h gefahren werden darf und nach 19:00 Uhr die gesetzliche Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h gilt.

Übersicht der Bußgelder bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung 2024

Zu schnell Innerhalb geschlossener Ort­schaften Außerhalb geschlossener Ort­schaften Autobahn
4 km/h €35 €31 €26
5 km/h €43 €39 €32
6 km/h €53 €47 €39
7 km/h €61 €56 €46
8 km/h €69 €64 €53
9 km/h €79 €75 €60
10 km/h €90 €84 €79
11 km/h €121 €115 €109
12 km/h €132 €127 €119
13 km/h €146 €139 €128
14 km/h €157 €150 €139
15 km/h €169 €162 €150
16 km/h €182 €173 €161
17 km/h €195 €186 €175
18 km/h €210 €198 €188
19 km/h €224 €214 €201
20 km/h €240 €230 €216
21 km/h €257 €243 €231
22 km/h €273 €258 €243
23 km/h €291 €276 €235
24 km/h €306 €291 €273
25 km/h €325 €308 €287
26 km/h €343 €325 €303
27 km/h €365 €342 €318
28 km/h €383 €360 €331
29 km/h €402 €381 €349
30 km/h €421 €401 €368
31 km/h und mehr Strafverfügung über aus Innenministerium (OM)

Die unten aufgeführten Bußgeldbeträge sind ohne €9 Verwaltungskosten.

Zudem gilt:

  • innerhalb geschlossener Ortschaften: In 30-km-Zonen, bei Baustellen und auf dem Wohnweg gelten andere Beträge.
  • außerhalb geschlossener Ortschaften: Bei Baustellen gelten andere Beträge.
  • Autobahn: Bei Baustellen gelten andere Beträge.
  • Geschwindigkeitsüberschreitungen ab 31 km/h: Für schwerere Geschwindigkeitsüberschreitungen wird eine Strafverfügung verhängt. Das gilt untere anderem bei der Überschreitung der Geschwindigkeit von mehr als 30 km/h (40 km/h auf Autobahnen).

Das Ministerium stellt einen Bußgeldrechner zur Verfügung, der mehr Informationen gibt.

Wer das rote Kreuz nicht beachtet, lernt den zuständigen Staatsanwalt kennen | Quelle: Holland.guide

Umfassende Übersicht der Verkehrsbußgelder in den Niederlanden für 2024

Neben den Geschwindigkeitsüberschreitungen, die auf den niederländischen Straßen streng geahndet werden, gibt es eine Reihe weiterer Verkehrsverstöße, die mit empfindlichen Bußgeldern belegt sind. Diese umfassen sowohl Verhaltensweisen, die die Sicherheit auf den Straßen direkt beeinflussen, als auch solche, die die Ordnung im Straßenverkehr gewährleisten.

  • Als Fahrer auf einem Behindertenparkplatz parken, ohne dass das Fahrzeug für diesen reservierten Parkplatz bestimmt ist: 490 Euro.
  • Während der Fahrt (auch beim Beschleunigen und im Stau) ein Telefon oder anderes Gerät in der Hand halten: 420 Euro für Fahrer von Motorfahrzeugen, 290 Euro für Mopedfahrer und 160 Euro für Radfahrer.
  • Rechts überholen: 300 Euro.
  • Keine Vorfahrt gewähren (für von rechts kommende Fahrzeuge): 300 Euro.
  • Bei Rot über die Ampel fahren: 300 Euro.
  • Ohne Notwendigkeit auf dem Standstreifen oder in der Nothaltebucht anhalten: 300 Euro.
  • Passagieren, die in eine Straßenbahn oder einen Bus ein- oder aussteigen möchten, nicht die Gelegenheit dazu geben: 300 Euro.
  • Falschparken auf einem Behindertenparkplatz: 490 Euro.
  • Keine Vorfahrt gewähren: 300 Euro.
  • Verstoß gegen das Überholverbot: 300 Euro.
  • Unnötiges Linksfahren auf einer Schnellstraße oder Autobahn: 270 Euro.
  • Kein Kindersitz für Passagiere unter 12 Jahren und unter 1,35 m: 270 Euro.
  • Unnötiges Führen von Hecknebelscheinwerfern: 180 Euro.
  • Defekte Bremsleuchten: 180 Euro.
  • Mit einem Fahrzeug fahren, dessen Kennzeichen nicht ordnungsgemäß lesbar sind: 180 Euro.
  • Keinen Sicherheitsgurt tragen: 180 Euro.
  • Überfahren einer durchgezogenen Linie: 180 - 300 Euro.
  • Ohne Blinker abbiegen: 120 Euro.
  • Doppelparken eines Fahrzeugs: 120 Euro.
  • Parken auf mit einer blauen Linie gekennzeichneten Plätzen ohne sichtbar ausgelegte Parkuhr mit der korrekten Zeit: 120 Euro.
  • Unnötiges Führen von Frontnebelscheinwerfern: 120 Euro.
  • Defektes drittes Bremslicht (bei Fahrzeugen nach dem 30.09.2001): 120 Euro.
  • Falschparken: 120 Euro.
  • Verstoß gegen die Umweltzone: 120 Euro.
  • Missachtung des roten Kreuzes (X) auf elektronischen Anzeigetafeln: Die Höhe der Buße wird vom Staatsanwalt festgelegt.
  • Drängeln: Die Höhe der Buße hängt von der gefahrenen Geschwindigkeit und dem Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ab.
Quelle: wijrijdenmono.nl

Innovative Polizeikontrolle

Die niederländische Polizei setzt ihre innovative Methode zur Überwachung des Straßenverkehrs fort und nutzt sogenannte 'Gluurbusse' - Reisebusse, die mit Polizeibeamten besetzt sind, um von einer erhöhten Position aus Verkehrssünder zu identifizieren. Diese Maßnahme hat sich bereits in der Vergangenheit bewährt und führte allein zwischen September und Dezember des Vorjahres zu tausenden von Bußgeldern für das Telefonieren oder Texten am Steuer.

Am Dienstag wurden in einer groß angelegten Aktion mehr als hundert Bußgelder verhängt, wobei zwei Autofahrer sogar ihren Führerschein verloren. Die Polizei überwachte gezielt die Autobahnen A58, A16, A17 und A4 und setzte dabei auf die Hilfe von 'Spotters' in den Reisebussen sowie auf intelligente MONO-Kameras, um Fahrer zu identifizieren, die während der Fahrt ein Mobilgerät in der Hand hielten.

Die Aktion ist Teil der Kampagne 'Ogen op de weg' (Augen auf die Straße), die sich zum Ziel gesetzt hat, die Zahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren, indem sie die Aufmerksamkeit der Fahrer von ihren Mobiltelefonen weg und zurück auf die Straße lenkt. Die Polizei appelliert an die Verkehrsteilnehmer, ihre Handys während der Fahrt beiseitezulegen und sich nicht ablenken zu lassen, um so zu einer sicheren Verkehrsumgebung beizutragen.

Neben den verstärkten Polizeikontrollen auf den Straßen der Niederlande, setzt die MONO-Kampagne auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung, um die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. "MONO fahren" bedeutet, sich unterwegs zu befinden, ohne durch das Mobiltelefon abgelenkt zu werden - sowohl auf dem Fahrrad als auch im Auto. Ziel der Kampagne ist es, diese wichtige Botschaft in den Provinzen Gelderland und Overijssel an die Öffentlichkeit zu bringen und ein breites Spektrum an Zielgruppen zu erreichen. Hierzu gehören Gemeinden, Schulen, Unternehmen, Sportvereine und Ausgehmöglichkeiten.

Um die Bedeutung des fokussierten Fahrens ohne Handy-Ablenkung zu unterstreichen, werden vielfältige Aktionen durchgeführt. Dazu zählen Informationsveranstaltungen an Tankstellen, wo Autofahrer direkt angesprochen und für das Thema sensibilisiert werden, sowie die Platzierung von Schildern entlang der Autobahnen. Diese Maßnahmen ergänzen die polizeilichen Bemühungen, indem sie die Wichtigkeit der Verkehrssicherheit in das Bewusstsein der Fahrer rücken und dazu beitragen, die Nutzung von Mobiltelefonen während der Fahrt zu reduzieren. Die MONO-Kampagne verfolgt das Ziel, eine Kultur der Aufmerksamkeit und Sicherheit im Verkehr zu fördern, um so die Zahl der durch Ablenkung verursachten Unfälle zu verringern.

Hinweis der Redaktion: An den Informationen können keine Rechte abgeleitet werden. Die Verkehrsregeln und Schilder entlang der Straße sind maßgebend für die aktuell gültige Höchstgeschwindigkeit. Wir beraten nicht bei Bußgeldbescheiden.

 

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