Der Blog für Deutschsprachige im Ausland
Steigende Mehrwertsteuer für Übernachtungen: Eine Belastung für die Hotellerie und Touristen
- 23.10.2024: Konfrontation um geplante Mehrwertsteuer-Erhöhung in den Niederlanden
- 05.09.2024: Mehrwertsteuererhöhung für Hotels: Eine teure Fehlentscheidung?
- 29.08.2024: Kabinett verteidigt Mehrwertsteuererhöhung trotz breiter Kritik
NIEDERLANDE · Die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer (BTW) auf Übernachtungen (Logies) von derzeit 9 Prozent auf 21 Prozent sorgt in der niederländischen Hotellerie und bei Touristen für erhebliche Unruhe. Die Maßnahme, die im Rahmen des neuen Koalitionsabkommens ab 2026 greifen soll, stellt eine drastische Erhöhung dar, die sowohl die Preise für Hotelübernachtungen als auch Ferienhausbuchungen signifikant ansteigen lässt. Dies wird voraussichtlich nicht nur die Touristen abschrecken, sondern könnte auch die Wettbewerbsfähigkeit der niederländischen Hotellerie im internationalen Vergleich erheblich schwächen.
Die geplante MWSt-Erhöhung kommt in einer Zeit, in der die Hotellerie noch immer mit den Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie zu kämpfen hat. Während die Branche sich langsam erholte, belasten nun steigende Betriebskosten, wie die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Lohn- und Energiekosten, die ohnehin schon geringen Margen der Hotels. Der Vorschlag der neuen Koalition, der auch in die Kabinettsbildung von 2023 einfloss, wirft Fragen auf: Kann die Branche diesen zusätzlichen finanziellen Druck überhaupt tragen, oder wird die Maßnahme zu Schließungen und Arbeitsplatzverlusten führen?
Die niederländische Regierung plant, im Rahmen des neuen Koalitionsvertrags das reduzierte Mehrwertsteuersatz für Logies von 9 Prozent auf 21 Prozent zu erhöhen. Diese drastische Maßnahme, die ab 2026 in Kraft treten soll, wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die Hotellerie und den Tourismussektor haben. Für den durchschnittlichen Hotelgast bedeutet dies eine Preiserhöhung von etwa 11 Prozent, die jedoch in bestimmten Regionen, in denen bereits höhere lokale Abgaben wie die Touristensteuer erhoben werden, noch stärker ausfallen könnte. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass niederländische Hotels im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn an Attraktivität verlieren.
Die Wettbewerbsfähigkeit der niederländischen Hotellerie könnte durch die MWSt-Erhöhung (BTW verhoging) massiv beeinträchtigt werden, insbesondere da die Mehrwertsteuersätze in den umliegenden Ländern deutlich niedriger sind: In Deutschland liegt die MWSt auf Logies bei nur 7 Prozent, in Belgien sogar bei 6 Prozent. Diese Differenzen könnten insbesondere für Hotels in Grenzregionen zu einem erheblichen Nachteil werden, da Reisende sich zunehmend für günstigere Übernachtungsmöglichkeiten im Ausland entscheiden könnten.
Eine weitere Herausforderung stellt die zunehmende Konkurrenz durch nicht-besteuerte Plattformen wie Airbnb dar, die aufgrund ihrer steuerlichen Vorteile in einem noch stärkeren Wettbewerb zu traditionellen Hotels stehen werden. Kleinere Anbieter, die von der Kleinunternehmerregelung profitieren und keine Mehrwertsteuer zahlen müssen, könnten von der Erhöhung des MWSt-Satzes ebenfalls profitieren, was die Wettbewerbsbedingungen weiter verzerrt.
Der Tourismussektor trägt in erheblichem Maße zur niederländischen Wirtschaft bei, mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung von fast 96 Milliarden Euro und fast 800.000 Arbeitsplätzen laut Koninklijke Horeca Nederland (KHN). Eine Erhöhung der MWSt auf Logies könnte jedoch nicht nur die Hotelbranche, sondern auch andere Sektoren wie Gastronomie, Einzelhandel und Kultur negativ beeinflussen, da weniger Touristen ins Land kommen und somit auch weniger Geld in diesen Bereichen ausgegeben wird. Dies könnte sich negativ auf die gesamte Wirtschaft auswirken und das Wachstum dämpfen.
Das Koalitionsvorhaben zur MWSt-Erhöhung wurde unter anderem auch als Maßnahme zur Stabilisierung der Staatsfinanzen und zur Finanzierung der Ausgaben im Rahmen der „Box 3“-Regeln diskutiert, die sich auf die Besteuerung von Vermögenseinkünften konzentrieren. Dennoch gibt es Zweifel, ob die erwarteten Mehreinnahmen durch die Erhöhung tatsächlich realisiert werden können, da eine Preissteigerung in dieser Größenordnung möglicherweise zu einem Rückgang der Nachfrage führen könnte.
Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit dieser Maßnahme diskutiert wird, ist die soziale Gerechtigkeit. Kritiker befürchten, dass der Urlaub im eigenen Land für viele Niederländer unerschwinglich werden könnte, insbesondere für Familien mit einem begrenzten Budget. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass der Tourismus im eigenen Land zurückgeht, während gleichzeitig der internationale Tourismus floriert, da ausländische Gäste günstigere Alternativen in den Nachbarländern finden.
Einige Branchenvertreter, darunter die KHN, haben bereits ihre Bedenken geäußert und fordern das Kabinett auf, die Pläne zu überdenken. Sie argumentieren, dass die Erhöhung der MWSt auf Logies eine erhebliche Bedrohung für die Branche darstellt und letztlich nicht nur den Hoteliers, sondern auch den Gästen und der gesamten niederländischen Wirtschaft schaden wird. Eine kürzlich gestartete Petition gegen die Erhöhung hat bereits Tausende von Unterschriften gesammelt, was den Widerstand gegen die Maßnahme verdeutlicht.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Regierung ihre Pläne umsetzen wird oder ob der Druck aus der Wirtschaft und der Gesellschaft stark genug sein wird, um eine Überprüfung der geplanten Erhöhung zu erzwingen. Insbesondere auf den Campingplätzen der Niederlande ist die Unruhe groß, da die Auswirkungen der neuen Steuerregeln und der steigenden Investitionskosten viele traditionelle Urlauber verdrängen könnten. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel „Beben auf den Campingplätzen: Der Kampf um die Zukunft der niederländischen Erholungsgebiete“, der die dramatischen Veränderungen in der niederländischen Campinglandschaft und die damit verbundenen sozialen und ökonomischen Herausforderungen beleuchtet. Diese Entwicklungen stehen beispielhaft für die allgemeinen hohen Lebenshaltungskosten in den Niederlanden, die das Land für viele Menschen zunehmend unerschwinglich machen.
In eigener Sache
Bitte unterstütze uns
Unsere Aktivitäten und diese Webseite bieten wir kostenlos an. Wir tun dies gerne und freiwillig. Um unseren Service weiterhin anbieten zu können, schalten wir Werbung und nutzen Affiliate-Links. Deine Unterstützung, sei es durch Mitarbeit oder eine Spende in Höhe einer Tasse Kaffee über PayPal, ist uns sehr willkommen und hilft uns enorm.
Vielen Dank dafür!
Kommentare
Einen Kommentar schreiben