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Schutz der Maas: Lebensader für 7 Millionen Menschen bedroht
MAASTRICHT · Die Maas, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Niederlande, versorgt über 7 Millionen Menschen in den Niederlanden und Belgien mit Trinkwasser. Doch die Qualität dieses lebenswichtigen Wassers steht zunehmend unter Druck. Verschmutzungen durch Industrieabwässer und veraltete Genehmigungen lassen die Risiken wachsen, insbesondere durch persistente, mobile und toxische Substanzen wie PFAS. Der jüngste Bericht von RIWA-Maas, einer Vereinigung der Trinkwasserunternehmen entlang der Maas, zeigt alarmierende Lücken in der Überwachung und Regulierung auf. Die Organisation fordert dringende Maßnahmen, um den Schutz der Maas zu verbessern und die Wasserversorgung langfristig zu sichern.
Die Maas ist nicht nur eine Handelsroute, sondern auch eine unverzichtbare Quelle für Trinkwasser in den dicht besiedelten Regionen der Niederlande und Belgiens. Jedes Jahr werden rund 500 Milliarden Liter Wasser aus dem Fluss entnommen, um Millionen von Menschen mit frischem Trinkwasser zu versorgen. Doch der Fluss, der rund 900 Kilometer lang ist und durch Frankreich, Belgien und die Niederlande fließt, sieht sich heute mit einer ernsten Bedrohung konfrontiert: Verschmutzungen aus der Industrie, die zunehmend die Wasserqualität gefährden.
Veraltete Genehmigungen und mangelnde Transparenz
Laut dem RIWA-Maas-Jahresbericht von 2023 stammen viele der größten Risiken für die Wasserqualität aus industriellen Abwässern. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass ein Großteil der bestehenden Genehmigungen zur Einleitung von Abwasser veraltet ist. Diese Genehmigungen schreiben nur für eine geringe Anzahl von Schadstoffen strenge Überwachungsauflagen vor, was bedeutet, dass viele andere giftige Chemikalien unbemerkt in die Maas eingeleitet werden können.
Persistente, mobile und toxische Stoffe (PMT), darunter die berüchtigten PFAS-Chemikalien, stellen eine besonders gefährliche Bedrohung dar. Diese Substanzen zerfallen nicht in der Natur, breiten sich schnell aus und lassen sich mit herkömmlichen Wasseraufbereitungsverfahren kaum entfernen. Nachdem die Maas die Grenze zu den Niederlanden passiert, gelangt noch einmal rund 50 % mehr PFAS in das Wasser. Diese chemischen Verunreinigungen sind nicht nur eine Herausforderung für die Wasserwerke, die das Wasser aufbereiten müssen, sondern auch ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung.
Notwendigkeit von Transparenz und aktuellen Genehmigungen
Industrieunternehmen, die Abwasser in die Maas einleiten, benötigen dafür eine Genehmigung. Doch wie RIWA-Maas in seinem Bericht betont, fehlen bei vielen dieser Genehmigungen umfassende Vorschriften, die die tatsächlichen Emissionen der Unternehmen überwachen. Es ist oft nicht nachvollziehbar, welche Schadstoffe genau in das Flusssystem gelangen. Dies führt zu einer unfairen Situation: Unternehmen, die offen und transparent über ihre Emissionen berichten, geraten oft in die Kritik, während andere mit veralteten und unvollständigen Genehmigungen weitgehend unbemerkt bleiben.
Ein Beispiel für vorbildliche Transparenz ist das Chemiepark Chemelot in Limburg, das eine detaillierte und öffentlich zugängliche Genehmigung hat. Dort wird klar dokumentiert, welche Stoffe in die Umwelt gelangen und welche Ziele zur Reduktion dieser Emissionen verfolgt werden. Maarten van der Ploeg, Direktor von RIWA-Maas, betont gegenüber NOS: "Es ist besorgniserregend, dass Unternehmen, die offen und transparent handeln, oft negativ dargestellt werden, während andere, die weniger transparent sind, positiv wahrgenommen werden. Dies ist eine Tendenz, die umgekehrt werden muss: Transparenz sollte belohnt und gefördert werden."
Internationale Herausforderungen und Klimawandel
Neben den direkten industriellen Einleitungen stellt auch der Klimawandel eine wachsende Bedrohung für die Maas dar. Der sinkende Wasserstand in Trockenperioden und der Rückgang des Süßwasserzuflusses verschärfen die Situation. Dies führt zu einer höheren Konzentration von Schadstoffen im Wasser und macht es für die Wasserwerke schwieriger, die geforderten Qualitätsstandards zu erreichen.
RIWA-Maas fordert daher eine internationale Zusammenarbeit, um die Wasserqualität der Maas zu verbessern. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle Anrainerstaaten ihre Einleitungen in den Fluss strenger überwachen und gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um die Belastung durch Schadstoffe zu verringern. In diesem Zusammenhang verweist der Bericht auch auf die jüngsten Forderungen der Wasserunternehmen an Deutschland, härtere Maßnahmen gegen die Einleitung von PFAS in den Rhein zu ergreifen, wie in unserem Artikel vom 3. September 2024 unter dem Titel Wasserunternehmen drängen Deutschland zu härteren Maßnahmen gegen PFAS-Einleitungen in den Rhein berichtet wurde.
Dringende Maßnahmen erforderlich
RIWA-Maas drängt auf eine rasche Überarbeitung aller industriellen Abwassergenehmigungen im gesamten Einzugsgebiet der Maas. Ein vollständiges öffentliches Register aller direkten und indirekten Einleitungen ist unerlässlich, um die Wasserqualität effektiv überwachen und schützen zu können. Dies wird nicht nur dazu beitragen, die Wasserversorgung für Millionen von Menschen zu sichern, sondern auch ein gerechtes Spielfeld für alle Unternehmen schaffen, die Abwasser in die Maas einleiten.
Die aktuelle Situation zeigt, dass die Politik hier dringend aktiv werden muss. „Die Maas ist nicht nur eine lebenswichtige Trinkwasserquelle, sondern auch von zentraler Bedeutung für die Landwirtschaft, die Industrie und die Freizeitgestaltung in der Region. Es ist im Interesse der gesamten Gesellschaft, dass die Wasserqualität erhalten bleibt und wir alles tun, um schädliche Substanzen aus dem Fluss fernzuhalten“, betont van der Ploeg gegenüber NOS..
Die Zeit drängt, und die Zukunft der Maas als sichere Quelle für Trinkwasser hängt davon ab, wie schnell und konsequent jetzt gehandelt wird. Die Trinkwasserunternehmen stehen bereit, ihren Teil dazu beizutragen – doch sie brauchen Unterstützung von den Behörden und der Politik, um sicherzustellen, dass die Maas auch in Zukunft eine verlässliche Lebensader für Millionen Menschen bleibt.
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