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Permanent wohnen auf Ferienparks boomt – Regierung plant Duldung

Typischer Campingplatz in den Niederlanden | Foto: HOLLAND.guide

DEN HAAG · Die Wohnungsnot in den Niederlanden zwingt immer mehr Menschen dazu, in Ferienparks dauerhaft zu wohnen. Laut neuesten Zahlen des Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) lebten am 1. Januar 2024 über 59.000 Personen dauerhaft auf einem Ferienpark, eine Zunahme von 14 Prozent in den letzten fünf Jahren. Obwohl diese Entwicklung die Wohnungsnot kurzfristig abfedern könnte, planen die Regierungsparteien nun, das dauerhafte Wohnen auf Ferienanlagen zu dulden. Experten warnen jedoch vor den langfristigen Konsequenzen, sowohl für die betroffenen Bewohner als auch für die touristische Wirtschaft.

Die Wohnungsnot in den Niederlanden spitzt sich weiter zu. Trotz ehrgeiziger Pläne der Regierung fehlen landesweit noch immer über 400.000 Wohnungen, und der Bau neuer Häuser kommt nur langsam voran. In dieser prekären Lage weichen immer mehr Menschen auf Ferienparks aus, die ursprünglich für touristische Zwecke gedacht waren. Diese Entwicklung führt zu einem Anstieg der Dauerbewohner auf Ferienparks, was nun auch die Politik auf den Plan ruft.

Wie das CBS berichtet, waren am 1. Januar 2024 über 59.000 Personen offiziell mit einem Wohnsitz auf einem Ferienpark registriert, was einer Zunahme von 14 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. Die größte Konzentration an Dauerbewohnern befindet sich in den Provinzen Gelderland und Noord-Brabant, wobei Gelderland mit 10.500 Bewohnern die Liste anführt. Auch in den Gemeinden Dronten, Ommen und Goeree-Overflakkee gibt es viele Menschen, die auf Ferienparks leben. Oft handelt es sich dabei um Einpersonenhaushalte und ältere Menschen, die auf dem regulären Wohnungsmarkt keine bezahlbare Unterkunft finden können. Auffällig ist, dass 28,5 Prozent der Bewohner eines Ferienparks allein leben – deutlich mehr als der landesweite Durchschnitt von 19 Prozent.

Die niederländische Regierung plant nun, das dauerhafte Wohnen auf Ferienparks zu dulden, um kurzfristig eine Entlastung des angespannten Wohnungsmarktes zu erreichen. Diese Maßnahme soll jedoch nur vorübergehend sein, während langfristige Lösungen gesucht werden. Der Druck auf den Wohnungsmarkt wird auch durch die steigende Zahl an Immigranten und Rückkehrern verstärkt, von denen viele auf Ferienparks ausweichen. So haben laut CBS über 32 Prozent der dortigen Bewohner weniger als fünf Jahre in den Niederlanden gelebt, mit regionalen Unterschieden: In Limburg sind es sogar fast 20 Prozent, die weniger als ein Jahr im Land sind.

Obwohl die Duldung des Dauerwohnens auf Ferienparks als kurzfristige Lösung gesehen wird, gibt es erhebliche Bedenken, sowohl von Experten als auch von betroffenen Gemeinden. Viele Ferienparks sind nicht für eine dauerhafte Bewohnung ausgelegt, da die Infrastruktur auf die Bedürfnisse von Urlaubern abgestimmt ist. Die oft einfachen Chalets oder Mobilheime bieten weder den notwendigen Wohnkomfort noch ausreichende Dienstleistungen, die für eine dauerhafte Nutzung erforderlich sind. Auch das Freizeitangebot in vielen Ferienregionen könnte unter dem Zuwachs an dauerhaften Bewohnern leiden. Der Tourismus, insbesondere in beliebten Ferienregionen wie der Veluwe, ist eine wichtige Einnahmequelle, die durch die Umwandlung von Ferienparks in Wohngebiete beeinträchtigt werden könnte.

Trotz der Warnungen von Experten und Kommunen plant das Kabinett, das dauerhafte Wohnen auf Ferienparks zunächst zu dulden. Kritiker wie Rico Wanschers, Vorsitzender der Belangenvereniging Vrij Wonen, fordern jedoch eine klarere gesetzliche Regelung. „Das Duldungssystem bringt keine Sicherheit“, sagt er zu NOS. „Wenn die Regierung die Duldung irgendwann wieder aufhebt, stehen viele Menschen auf der Straße.“ Wanschers selbst wohnt in einem Ferienpark in Zeewolde, darf dort jedoch nicht offiziell dauerhaft leben und mietet deshalb zusätzlich ein Haus in Harderwijk. Diese Unsicherheit führt zu Wohnungsengpässen, da solche Zweitwohnungen unnötig blockiert werden.

Laut einer Meldung des NOS sieht auch die lokale Wirtschaft in touristischen Regionen Risiken. Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, und Feriengäste tragen durch ihre Ausgaben in der Gastronomie und bei Freizeitaktivitäten zur lokalen Wertschöpfung bei. Wenn immer mehr Ferienparks zu dauerhaften Wohnsiedlungen umfunktioniert werden, könnte dies den Tourismus schwächen und negative Folgen für die regionale Wirtschaft haben.

Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen gibt es auch soziale Herausforderungen. Viele der Menschen, die auf Ferienparks leben, haben mit finanziellen Problemen zu kämpfen. So ist der Anteil der Bewohner mit problematischen Schulden höher als im landesweiten Durchschnitt. In den Provinzen Noord-Brabant und Groningen beispielsweise sind 12 Prozent der Ferienpark-Bewohner überschuldet, während in der allgemeinen Bevölkerung dieser Provinzen der Anteil bei 7 Prozent liegt. Zudem erhalten 5 Prozent der Bewohner auf Ferienparks Sozialleistungen, mehr als der nationale Durchschnitt von 3,3 Prozent.

Trotz dieser Herausforderungen plädiert die Regierung für eine pragmatische Lösung. Durch die Duldung des Wohnens auf Ferienparks könnte ein Teil des Drucks auf den Wohnungsmarkt gemildert werden, bis es gelingt, den Bau neuer Wohnungen voranzutreiben. Langfristig jedoch fordert die Bevölkerung klare Regelungen und Investitionen, um eine nachhaltige Lösung für das Problem des fehlenden Wohnraums zu finden.

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