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Lange Wartezeiten: Krankenwagen in ländlichen Regionen der Niederlande langsamer am Einsatzort

Niederländischer Krankenwagen in Limburg | Foto: HOLLAND.guide

DEN HAAG · Die schnelle Versorgung durch den Rettungsdienst ist in den Niederlanden nicht überall selbstverständlich. Während in den dicht besiedelten Gebieten der Randstad Krankenwagen in der Regel innerhalb der vorgesehenen Normzeiten eintreffen, gestaltet sich dies in ländlichen Regionen zunehmend schwieriger. Die durchschnittlichen Anfahrzeiten weichen hier erheblich von denen in städtischen Gebieten ab. Laut dem Statistischen Zentralamt der Niederlande (CBS) ist die Entfernung zu Krankenhäusern in ländlichen Gebieten in den letzten Jahren sogar weiter angestiegen. Das führt nicht nur zu längeren Anfahrten für den Notdienst, sondern verschärft auch die bereits bestehende Ungleichheit im Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Die Versorgung mit medizinischen Notdiensten ist in den Niederlanden auf den ersten Blick gut organisiert. Vor allem in den städtischen Gebieten der Randstad, dem dicht besiedelten Ballungsraum rund um Amsterdam, Den Haag und Rotterdam, erreichen Krankenwagen die Einsatzorte im Durchschnitt in weniger als 10 Minuten. Die Notfallversorgung ist hier flächendeckend und effektiv, da die Dichte an Krankenhäusern und Außenpolikliniken hoch ist. In einer 20-Kilometer-Umgebung liegen oftmals mehr als 25 medizinische Einrichtungen, wie das CBS in einer aktuellen Veröffentlichung berichtet.

Ganz anders gestaltet sich die Lage in ländlichen und abgelegenen Regionen, insbesondere in den nördlichen Provinzen und auf den Inseln. Hier kann es im Notfall deutlich länger dauern, bis ein Krankenwagen den Patienten erreicht. Dies liegt nicht nur an der geringeren Krankenhausdichte, sondern auch an den größeren Entfernungen, die zurückgelegt werden müssen. In Gemeinden wie Schiermonnikoog, Ameland und Vlieland müssen die Bewohner im Ernstfall bis zu 57 Kilometer zum nächsten Krankenhaus zurücklegen. Dies bedeutet, dass Krankenwagen wesentlich länger unterwegs sind, um kritische Patienten zu erreichen, was in lebensbedrohlichen Situationen fatale Folgen haben kann.

Im Notfall bitte immer die Notrufnummer 112 wählen.

Auch auf dem Festland sieht es in vielen Regionen nicht besser aus. In der Provinz Friesland und Teilen Groningens beträgt die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Krankenhaus über 20 Kilometer. In Gemeinden wie Dantumadiel oder Noardeast-Fryslân gibt es oftmals nur ein einziges Krankenhaus im Umkreis von 20 Kilometern. Diese strukturellen Unterschiede zwischen Stadt und Land betreffen nicht nur die Krankenwagenanfahrten, sondern auch die Versorgung durch Hausärzte und Apotheken. Während die Anfahrtszeiten in der Randstad zwischen 5 und 10 Kilometern betragen, müssen Menschen in ländlichen Regionen oft bis zu 30 Kilometer fahren, um Zugang zu medizinischer Versorgung zu bekommen.

Das CBS stellte in seiner Studie ebenfalls fest, dass sich die durchschnittliche Entfernung zum nächsten Krankenhaus in den letzten 15 Jahren zwar leicht verringert hat – von 5,2 Kilometern im Jahr 2008 auf 4,8 Kilometer im Jahr 2023. Dies liegt jedoch primär daran, dass mehr Außenpolikliniken eingerichtet wurden, insbesondere in den städtischen Gebieten. Diese Polikliniken bieten jedoch nicht die volle Bandbreite an Notfallbehandlungen, was die Anfahrzeiten für den Rettungsdienst in kritischen Situationen nur bedingt verkürzt.

Die längeren Anfahrtszeiten in ländlichen Regionen sind ein ernstzunehmendes Problem, das durch die zunehmende Zentralisierung von Gesundheitsdiensten weiter verschärft wird. Immer mehr kleine Krankenhäuser und Notfallzentren werden geschlossen oder in größere Zentren integriert. Diese Konzentration von Dienstleistungen auf wenige Standorte führt zwar zu einer besseren Ausstattung und Spezialisierung der Krankenhäuser, geht jedoch zu Lasten der Anfahrtszeiten in Notfällen.

Ein weiteres Problem ist die wachsende Belastung der Rettungsdienste. Insbesondere in den Sommermonaten, wenn der Tourismus in den Küstenregionen und auf den Inseln zunimmt, stoßen die Rettungsdienste an ihre Grenzen. Die ohnehin dünn gesäten Krankenwagen müssen dann nicht nur die einheimische Bevölkerung versorgen, sondern auch die steigende Zahl von Touristen. Dies führt zu zusätzlichen Verzögerungen und erhöht die Gefahr, dass Patienten im Notfall nicht rechtzeitig versorgt werden können.

Um dem Problem der langen Anfahrtszeiten in ländlichen Regionen entgegenzuwirken, hat die niederländische Regierung bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen. So werden immer mehr Außenpolikliniken eingerichtet, um den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verbessern. Zudem gibt es Überlegungen, den Rettungsdienst durch den Einsatz von Hubschraubern zu unterstützen, um in besonders abgelegenen Regionen schneller vor Ort zu sein. Diese Maßnahmen sind jedoch kostspielig und erfordern langfristige Investitionen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anfahrtszeiten von Krankenwagen in den Niederlanden stark von der geographischen Lage abhängig sind. Während die städtischen Gebiete gut versorgt sind, leiden ländliche Regionen unter einem spürbaren Nachteil. Die weitere Zentralisierung der Gesundheitsversorgung könnte dieses Ungleichgewicht in den kommenden Jahren noch verschärfen. Eine Verbesserung der Notfallversorgung in ländlichen Gebieten ist dringend erforderlich, um auch in diesen Regionen eine schnelle und zuverlässige Versorgung sicherzustellen.

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