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Kostenexplosion: Binnenhof-Renovierung steigt auf 2 Milliarden Euro

Binnenhof Den Haag | Foto: HOLLAND.guide

DEN HAAG · Die umfassende Renovierung des Binnenhof-Komplexes in Den Haag, die historische Heimat der niederländischen Regierung, wird nun geschätzte 2 Milliarden Euro kosten – ein Betrag, der weit über die ursprünglichen Prognosen hinausgeht. Die Kostensteigerung ergibt sich aus unerwarteten baulichen und sicherheitstechnischen Herausforderungen.

Die Renovierungsarbeiten am Binnenhof, einem der ältesten Regierungszentren der Welt, haben eine finanzielle Dimension erreicht, die Experten und Politiker gleichermaßen alarmiert. Ursprünglich auf 475 Millionen Euro geschätzt, haben sich die Kosten mittlerweile mehr als vervierfacht.

Eine wesentliche Ursache für die Kostenexplosion sind unvorhergesehene Schäden an der Bausubstanz, einschließlich der Entdeckung von mehr Asbest als erwartet und umfassenderer Schäden an historischen Decken und Mauern. Hinzu kommt, dass die Sicherheitsanforderungen in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind, was zusätzliche Investitionen erfordert.

Die Renovierung, die ursprünglich als "sober und zweckmäßig" beschrieben wurde, ist nun mit erheblichen Mehrkosten und Verzögerungen konfrontiert. Der Abschluss der Arbeiten, der zunächst für 2026 vorgesehen war, wurde bereits auf frühestens Ende 2028 verschoben.

Diese Entwicklungen werfen Fragen hinsichtlich der Planung und Durchführung von öffentlichen Großprojekten auf. Die erhebliche Unterschätzung der Kosten und die daraus resultierende Verzögerung könnten langfristige politische und finanzielle Auswirkungen für die Niederlande haben.

Tiefgreifende Renovierung und temporäre Verlagerung der Zweiten Kammer

Der Binnenhof, ein acht Jahrhunderte altes Monument in Den Haag, steht vor einer umfassenden Renovierung, die durch das Rijksvastgoedbedrijf koordiniert wird. Die Notwendigkeit dieser Maßnahmen ergibt sich aus mehreren dringenden baulichen und sicherheitstechnischen Mängeln, darunter Holzfäule, undichte Dächer und veraltete Anlagen. Diese Mängel stellen erhebliche Risiken dar, nicht nur in Bezug auf die Brandgefahr, sondern auch auf die Sicherheit der zahlreichen täglichen Besucher und des Personals.

Im Rahmen des Renovierungsprozesses spielen die Mitglieder und das Verwaltungspersonal der Zweiten Kammer eine aktive Rolle. Es wurden fünf Architekturbüros beauftragt, die verschiedenen Bereiche des Kamergebäudes zu erneuern, wobei jeder Bereich aufgrund seines einzigartigen Charakters und spezifischen Anforderungen individuell behandelt wird. Diese Architekturbüros, darunter BiermanHenket und WDJArchitecten, arbeiten eng mit der Zweiten Kammer zusammen, um sicherzustellen, dass die renovierten Räumlichkeiten nicht nur modernen Standards entsprechen, sondern auch den historischen Charakter des Ortes bewahren.

Ein signifikantes Element der Renovierung ist die Gestaltung einer neuen, unterirdischen Eingangshalle für die Öffentlichkeit, die die wachsende Zahl von Besuchern – geschätzt auf bis zu 500.000 jährlich nach der Wiedereröffnung – aufnehmen soll. Dieser neue Eingang wird von der Straße "Lange Poten" zur "Hofplaats" verlegt und von dem renommierten Landschaftsarchitekten Karres & Brands mit einem umliegenden grünen Pavillon für die Besucher gestaltet. Das vorläufige Design ist darauf ausgelegt, offen und einladend zu wirken, was den Zugang zur Zweiten Kammer sowohl praktisch als auch ästhetisch verbessern wird.

Ein wichtiger Aspekt des Renovierungsprojekts ist die Transparenz. Seit Oktober 2019 werden alle wichtigen Berichte und Designs von der Regierung offen gelegt. Dies ermöglicht eine offene Diskussion sowohl innerhalb der Zweiten Kammer als auch mit der Öffentlichkeit, wobei kommerziell oder personenbezogen sensible Informationen geschützt bleiben. Durch die öffentliche Zugänglichkeit dieser Dokumente wird eine größere Rechenschaftspflicht und Bürgerbeteiligung gefördert, was zu einer größeren Akzeptanz des Projekts führen kann.

Die Renovierung des Binnenhof ist nicht nur eine bautechnische Herausforderung, sondern auch eine kulturelle und politische. Die temporäre Verlagerung der Zweiten Kammer an den Bezuidenhoutseweg während der Renovierungsarbeiten erlaubt es den parlamentarischen Betrieb ungestört fortzusetzen. Es wird erwartet, dass nach Abschluss der Arbeiten, die für Ende 2026 geplant sind, alle Parteien in das renovierte Gebäude zurückkehren werden, wobei die historische Integrität des Binnenhof bewahrt bleibt. Diese sorgfältige Balance zwischen Modernisierung und Erhaltung macht das Projekt zu einem bedeutenden Vorhaben in der Geschichte der niederländischen parlamentarischen Demokratie.

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