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Größte Mieterhöhung seit über 30 Jahren: Wohnkosten in den Niederlanden steigen rasant

"Te huur": Für Wohnraum kaum zu finden | Foto: HOLLAND.guide

UTRECHT · Die Mieten in den Niederlanden sind in diesem Jahr so stark gestiegen wie seit über drei Jahrzehnten nicht mehr. Nach neuen Zahlen des Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) verzeichneten die Mieten im Juli 2024 eine durchschnittliche Erhöhung von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist die höchste Steigerung seit 1993. Besonders betroffen sind Mieter in den sozialen Wohnungsbaukategorien, aber auch die freie Wohnungswirtschaft bleibt von den signifikanten Erhöhungen nicht verschont. Für viele Mieter bedeutet diese Entwicklung eine spürbare Belastung, besonders in Zeiten bereits hoher Lebenshaltungskosten.

Die Niederlande erleben aktuell die stärkste Mietpreiserhöhung seit mehr als 30 Jahren. Das Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS) hat heute veröffentlicht, dass die Mieten im Juli 2024 durchschnittlich um 5,4 Prozent höher lagen als noch im Vorjahr. Die letzte derartige Erhöhung fand im Jahr 1993 statt, als die Mieten ebenfalls um 5,4 Prozent stiegen. Besonders auffällig ist, dass sowohl der soziale Wohnungsbau als auch der freie Wohnungsmarkt von dieser Entwicklung betroffen sind.

Bei den sozialen Mietwohnungen, die den Großteil des niederländischen Mietmarkts ausmachen, betrug der Anstieg bei den Wohnungsbaugesellschaften 5,6 Prozent, bei den privaten Vermietern sogar 5,7 Prozent. Im freien Mietsektor lag die Steigerung mit 5,0 Prozent leicht darunter, was jedoch immer noch eine erhebliche Erhöhung darstellt. Diese Preisentwicklungen sind zum Teil auf das Ende von Mietpreisbremsen zurückzuführen, die während der Corona-Pandemie eingeführt wurden, um Mieter in schwierigen Zeiten zu entlasten.

Ein wichtiger Aspekt der Erhöhung betrifft die sogenannte Bewohnerwechsel-Effekt. Wenn Mieter ihre Wohnung verlassen und neue Mieter einziehen, können Vermieter die Miete oft über den üblichen Rahmen hinaus erhöhen. Dies führte zu einem zusätzlichen Preisanstieg von 0,7 Prozent. Ohne diesen Effekt wären die Mieten im Durchschnitt um 4,7 Prozent gestiegen. Besonders in Städten wie Utrecht, wo der Effekt durch Bewohnerwechsel besonders stark zu spüren war, ist dies ein entscheidender Faktor. Dort lag der Anstieg insgesamt bei 5,8 Prozent, wovon 1,3 Prozent auf den Mieterwechsel zurückzuführen sind.

Auch auf regionaler Ebene zeigen sich deutliche Unterschiede. In der Gemeinde Rotterdam stiegen die Mieten am stärksten, mit einem durchschnittlichen Anstieg von 5,9 Prozent. Im Gegensatz dazu verzeichnete Amsterdam mit 5,2 Prozent die geringste Erhöhung unter den vier größten niederländischen Städten. Auf Provinzebene hatte Drenthe die höchsten Mietsteigerungen zu verzeichnen. Hier stiegen die Mieten im Durchschnitt um 5,8 Prozent, ähnlich hoch wie in Rotterdam.

Das CBS führt diese außergewöhnliche Mietsteigerung auf verschiedene Faktoren zurück. Einerseits dürfen Vermieter nach dem Ende der pandemiebedingten Begrenzungen wieder höhere Mietsteigerungen durchsetzen. Andererseits hat auch die Inflation einen direkten Einfluss auf die Mietpreise, da viele Mietverträge an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf den sozialen Wohnungsbau, sondern betrifft auch den freien Mietsektor, in dem die Mietpreise seit Jahren steigen.

Die Regierung hatte im Rahmen der Verlängerung des Mietgesetzes einige Begrenzungen für die Mieterhöhungen in der freien Wirtschaft beschlossen. Bis 2029 dürfen die Mieten in der freien Wirtschaft nur noch um die Inflation plus 1 Prozent oder um den Anstieg der Tariflöhne plus 1 Prozent steigen, je nachdem, welcher Wert niedriger ist. Für das Jahr 2024 bedeutete dies eine maximale Mietsteigerung von 5,5 Prozent im freien Sektor.

Allerdings sind es vor allem die Mieter mit geringem Einkommen, die unter den aktuellen Entwicklungen leiden. Der Woonbond, der niederländische Mieterbund, warnt vor den weitreichenden Konsequenzen der drastischen Erhöhungen. Viele Haushalte haben bereits Schwierigkeiten, die steigenden Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Die nun zusätzlich erhöhte Mietbelastung könnte für viele Mieter existenzbedrohend werden.

Auch die politischen Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten. Verschiedene Interessengruppen fordern bereits Maßnahmen, um die Mietbelastung zu begrenzen und den sozialen Wohnungsbau zu fördern. Gleichzeitig argumentieren Vermieter, dass auch sie steigenden Kosten gegenüberstehen, insbesondere in Bezug auf die Instandhaltung und den Neubau von Wohnungen. Die Aedes, die Vereinigung der Wohnungsbaugesellschaften, betont, dass die aktuellen Mieterhöhungen notwendig seien, um weiterhin in den Wohnungsbau investieren zu können.

Mit den größten Mietsteigerungen außerhalb der Randstad, insbesondere in Drenthe, Overijssel und Gelderland, zeigt sich zudem ein interessantes regionales Gefälle. Während die Mietpreise in den urbanen Zentren wie Amsterdam und Den Haag bereits in den letzten Jahren stark gestiegen sind, scheinen nun auch die ländlicheren Gebiete von den Erhöhungen besonders betroffen zu sein. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Druck auf den Wohnungsmarkt nicht mehr ausschließlich auf die städtischen Ballungsräume beschränkt ist.

Die Entwicklungen am niederländischen Mietmarkt werfen viele Fragen auf, insbesondere in Hinblick auf die zukünftige Bezahlbarkeit von Wohnraum. Mit den aktuellen Mietsteigerungen drohen weitere soziale Spannungen, insbesondere für die einkommensschwachen Haushalte. Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung in den kommenden Jahren weitere Maßnahmen ergreifen wird, um die Mietkosten zu stabilisieren und für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen.

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